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Juli 24, 2024

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BILBoard August 2024 – Sonnige Aussichten am Aktienmarkt

Basierend auf dem Ausschuss vom 15. Juli 2024

In den letzten Wochen gab es zwei wichtige Entwicklungen für Anleger.

Erstens schwächte sich die US-Inflation im Juni den dritten Monat in Folge ab. Die Gesamtinflation fiel im Jahresvergleich mit 3 % niedriger als erwartet aus. Auf Monatsbasis ist sie erstmals seit Mai 2020 gesunken (-0,1 %). Die so wichtige Kernverbraucherpreisinflation (die volatile Komponenten wie Nahrungsmittel und Energie ausschließt) fiel auf 3,3 % und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. Austan Goolsbee von der Chicago Fed sah hierin eine Bestätigung, dass sich die Inflation auf Kurs zum Zwei-Prozent-Ziel befindet. Auch Jerome Powell zeigte sich mit den jüngsten Daten zufrieden. Kann diese Entwicklung anhalten? Wir glauben, dass sie es kann. So sind die weltweiten Lebensmittel- und Energiepreise weiterhin auf einem unbedenklichen Niveau. Der sich abschwächende Arbeitsmarkt drückt derweil auf die Stimmung der Verbraucher, weshalb damit zu rechnen ist, dass sich der Konsum in den kommenden Monaten verlangsamen wird. Die gute Nachricht ist, dass der Preisdruck dadurch weiter nachlassen könnte. Diese Faktoren sprechen dafür, dass die Fed bald einen längeren Lockerungszyklus einleiten wird. An den Märkten gilt eine Zinssenkung im September inzwischen als nahezu ausgemacht, eine weitere im Dezember als sehr wahrscheinlich. Das Risiko, dass die Fed ihre Zinssenkungen zu spät einleitet und es zu einer harten Landung kommt, hat in den Augen vieler Marktteilnehmer deutlich abgenommen.

Zweitens beginnt die Rally, die den S&P 500 in diesem Jahr bereits auf 38 neue Höchststände getrieben hat, sich über die von der KI-Euphorie beflügelten Mega-Caps hinaus auszuweiten. Die Aussicht auf Zinssenkungen durch die Fed hat den Aktien kleinerer Unternehmen zuletzt Auftrieb gegeben. So ist der Small-Cap-Index Russell 2000 auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren gestiegen. Zum ersten Mal seit 1979 verzeichnete dieser Index eine fünftägige Gewinnserie von 1 % oder mehr, woran deutlich zu erkennen ist, wie stark das aktuelle Comeback der Smallcaps ausfällt. Dies ist ein vielversprechendes Zeichen, da das Konzentrationsrisiko – eine der größten Sorgen im Hinblick auf die Marktrally im Jahr 2024 – damit abnimmt.

Anlagestrategie

AKTIEN

Angesichts der oben genannten Entwicklungen haben wir unser Engagement in US-Aktien in allen in Betracht kommenden Risikoprofilen erhöht. In der Folge sind wir in US-Aktien nun insgesamt leicht übergewichtet. Die schwachen BIP-Daten für das erste Quartal verschleiern unseres Erachtens zu einem gewissen Grad die zugrunde liegende Stärke der Wirtschaft. Für das zweite Quartal könnte das BIP etwas stärker ausfallen. Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir mit einer Verlangsamung, aber nicht mit einer Rezession. Auf Mikroebene ist die Berichtssaison gut angelaufen. An der Wall Street verzeichnete beispielsweise das Investmentbanking das beste Quartal seit mehr als zwei Jahren. Banker sehen darin die frühen Anfänge einer nachhaltigen Erholung. Auch die Dynamik rund um KI und den technologischen Fortschritt ist ungebrochen. Die jüngste Marktentwicklung hat gezeigt, dass trotz der hohen Bewertungen immer noch viel Geld in Verbindung mit einer anhaltenden Kaufbereitschaft vorhanden ist.

Für Europa bleiben wir bei unserem Basisszenario einer schwachen Erholung bis Ende 2024, die von einer Belebung des Konsums getragen wird. Die Einkaufsmanagerindizes sind im Juni gesunken, was jedoch als zwischenzeitliche Delle im allgemeinen Aufwärtstrend angesehen wird. Im Dienstleistungssektor blicken die Unternehmen sehr optimistisch in die Zukunft und die Binnennachfrage bleibt robust. Im verarbeitenden Gewerbe kommt die Preissetzungsmacht allmählich wieder zum Tragen. Darüber hinaus wächst das verarbeitende Gewerbe in anderen Teilen der Welt (USA, Großbritannien und Indien), und dieser globale Aufschwung bietet ein günstiges Umfeld für Hersteller in der Eurozone. Wir bauen unser Engagement in europäischen Aktien vorerst nicht weiter aus und warten auf mehr Klarheit über den geldpolitischen Kurs der EZB. Die rekordtiefe Arbeitslosigkeit (6,4 %) und die laufenden Tarifverhandlungen (z. B. IG Metall und Verdi in Deutschland) könnten den Disinflationsprozess in diesem Jahr verlangsamen. Deutliche Fortschritte in Richtung 2 % könnten sich daher bis 2025 verzögern. Durch die Schließung einiger unserer thematischen Positionen haben wir unser Engagement in europäischen Aktien reduziert. Hier sind wir jetzt leicht untergewichtet.

Im Pazifik-Raum haben wir beschlossen, unser Engagement in japanischen Aktien in allen relevanten Profilen zu reduzieren. Der Yen hat stark an Wert verloren, und eine Trendumkehr würde sich wahrscheinlich ungünstig auf japanische Aktien auswirken. Berichten zufolge versucht die BoJ derzeit, die Währung zu stützen. Die diesjährigen Lohnverhandlungen (Shunto) führten unterdessen teilweise zu den stärksten Lohnerhöhungen seit 33 Jahren. Zudem überraschten die Konjunkturdaten positiv. Dies ebnet den Weg für eine weitere Zinserhöhung durch die BoJ, was den Yen ebenfalls stützen würde.

FESTVERZINSLICHE ANLAGEN

Da wir für die zweite Jahreshälfte mit einem weniger robusten makroökonomischen Umfeld in den USA rechnen und sich die Kreditspreads wieder auf einem extrem niedrigen Niveau befinden, entschieden wir uns dazu, Gewinne mitzunehmen und unser Engagement in US-Hochzinsanleihen wieder auf ein neutrales Niveau zu reduzieren.

Im Gegenzug erhöhten wir unser Engagement in US-Staatsanleihen geringfügig. Die Anleihenmärkte entwickelten sich zu Jahresbeginn uneinheitlich. Nur Unternehmensanleihen erzielten positive Renditen. Die jüngsten Entwicklungen (nachlassende Inflation, eine gewisse Konjunkturschwäche und eine für Zinssenkungen zunehmend offene Fed) sind jedoch günstig für Staatsanleihen. Wir positionieren uns im mittleren Bereich der Kurve (3 bis 7 Jahre). Während immer mehr Marktteilnehmer von einem Wahlsieg Donald Trumps ausgehen, spiegelt sich in den Kursen zunehmend die Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik wider, die die Konjunktur ankurbeln und die ohnehin schon hohen Haushaltsdefizite ausweiten dürfte. Dies könnte wiederum das lange Ende der Renditekurve nach oben treiben. In der Vergangenheit haben sich US-Treasuries im Vorfeld von US-Wahlen in der Regel gut entwickelt und sind danach gefallen. Sollte die Fed die Zinsen im September senken oder eine Zinssenkung im November nachdrücklich andeuten, dürfte sich dieser Effekt noch verstärken.

Wir bleiben in europäischen Investment-Grade-Unternehmensanleihen übergewichtet, da hier noch Spielraum für eine Spreadverengung besteht. Der verstärkte Fokus auf das Kreditrisiko in Europa nach der Ankündigung vorgezogener Neuwahlen in Frankreich hielt nur kurz an. Die Spreads kehrten zu ihren vorherigen Niveaus zurück, als klar wurde, dass keine Partei am rechten oder linken Rand des politischen Spektrums eine Mehrheit im Parlament erringen konnte. Vor dem Hintergrund einer Wirtschaft, die weder überhitzt noch unterkühlt ist, bleiben die Bedingungen für die Anlageklasse insgesamt günstig.

 

Fazit

Jetzt ist die Zeit, sich zu erholen, um anschließend voller Energie ins Büro zurückzukehren. In diesem Sommer scheint auch der Aktienmarkt neue Kraft zu gewinnen. Ein robuster Marktaufschwung muss breit gefächert sein und somit verschiedene Marktkapitalisierungen, Sektoren und Anlagestile umfassen. Das war 2024 bisher nicht der Fall, denn die Renditen wurden fast ausschließlich von den großen Technologiewerten getragen. Doch nun findet eine Rotation statt, die der Motor einer jeden Hausse ist. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik weckt – ebenfalls ein gutes Omen für Aktien. Vor diesem Hintergrund haben wir das Engagement in US-Aktien erhöht. Gleichwohl verzichten wir nicht auf eine gewisse Absicherung: Wir kompensieren das zusätzliche Risiko, indem wir einen Teil unserer Positionen in Hochzinsanleihen durch US-Staatsanleihen ersetzen.


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