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November 4, 2020
BILBoard Oktober 2020 – Die Pandemie überstehen
Da sich die Welt
schneller als erwartet von einer der schwersten Rezessionen aller Zeiten
erholt, haben sich die Wachstumsprognosen insgesamt verbessert. Der IWF
erwartet nunmehr für die Weltwirtschaft eine Kontraktion von 4,4 % im Jahr
2020 – eine um 0,8 % bessere Prognose als im Juni. Dies ist
weitgehend der Flut von fiskal- und geldpolitischen Anreizen sowie der
Eindämmung des Virus in China und anderen asiatischen Ländern zu verdanken.
Doch über der Wirtschaft schwebt nach wie vor eine coronaförmige Wolke, die den
Aufschwung verregnen könnte und damit Vertrauen, Konsum und Investitionen
schwächen würde. Einige Länder sind besser gerüstet als andere, um das Virus zu
überstehen (sowohl aus medizinischer, als auch aus politischer Sicht), sodass
sich eine sehr ungleichmäßige Erholung vollzieht.
In den USA ist
trotz der drei Millionen aktiven Coronafälle dank der Treasury und der Federal
Reserve eine Stabilisierung im Gange. Das Geschäftsklima verbessert sich; die
Industrieproduktion stieg vier Monate in Folge, bevor im September eine leichte
Abschwächung von -0,6 % erfolgte (was zeigt, dass es schwierig sein
könnte, den Rhythmus zu halten, solange das Virus weiter grassiert). Bei den Verbrauchern
verbesserte sich die Stimmung im Oktober; die Einzelhandelsumsätze sind höher
als vor der Pandemie (mit einer Konzentration auf Online-Handel, Supermärkte
und Baumärkte) und der Immobilienmarkt zeigt sich besonders lebhaft. Doch die
anhaltende Zuversicht hängt in gewissem Maße von neuen Konjunkturmaßnahmen zur
weiteren Unterstützung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts ab. Während die
Arbeitslosenquote auf 7,9 % gefallen ist, bleibt die
Langzeitarbeitslosigkeit (27 Wochen oder mehr ohne Beschäftigung) auf dem
Vormarsch, zuletzt mit einem Anstieg um 781.000 auf 2,4 Millionen. Zudem hat
die Flaute am Arbeitsmarkt die Position der Arbeitnehmer bei Lohnverhandlungen
geschwächt. Die Inflation liegt weiter im Aufwärtstrend, was eine Verbesserung
der wirtschaftlichen Lage widerspiegelt, aber es zeichnet sich noch nicht das
Risiko eines sprunghaften Anstiegs ab, der die Fed zu einem geldpolitischen
Kurswechsel anstacheln würde (insbesondere mit Blick auf ihre neue
Durchschnittsinflations-Zielsetzung). Die Wahlen schüren eine gewisse
Nervosität und könnten für kurzfristige Volatilität sorgen (insbesondere wenn
der Ausgang angefochten wird), doch letztendlich sind Konjunkturzyklen für
Aktivaklassen wesentlich wichtiger als die Zusammensetzung der US-Regierung. Währungsseitig
ergibt sich aus unserer Sicht aufgrund des belastenden Doppeldefizits, das sich
bei einem nach einem Wahlsieg der Demokraten noch ausweiten könnte, ein weniger
günstiges Bild für den US-Dollar.
Für die Eurozone
geht der IWF von einer Kontraktion von -10,2 % aus. Es könnten durchaus
weitere Schlechtwetterprognosen folgen, während wir auf Daten warten, aus denen
hervorgeht, wie das Verbraucherverhalten von der zweiten Welle der Lockdowns
und Einschränkungen beeinträchtigt wurde. Ein Verlust an Dynamik im
Industriesektor ist bereits deutlich erkennbar. Zudem hat die Pandemie eine
Pfütze auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, wo die Arbeitslosenquote seit März
steigt (zuletzt auf 8,1 %), während die Inflation sich quasi aufgelöst hat
(-0,3 % im September), was zum Teil dem stärkeren Euro geschuldet ist.
In China, wo das
Virus fast ausgelöscht ist, sind die Wolken abgezogen und wirtschaftlichen
Sonnenstrahlen gewichen. Das Land ist insofern ein Sonderfall, als es
voraussichtlich für 2020 ein positives Wachstum verzeichnen wird – der IWF
prognostiziert 1,9 %, gefolgt von 8,2 % im Jahr 2021. Die Nachfrage
(aus dem Aus- und Inland) zieht wieder an und China holt jetzt Tätigkeiten
wieder ins Land, die zuvor auswärts vergeben worden waren.
Andere
Schwellenländer befinden sich immer noch im dichten Nebel der Pandemie. Der IWF
sagt ein Wachstum von -8,1 % für Lateinamerika voraus, da „die
Hinterlassenschaften der Pandemie die ohnehin schon ungewissen Aussichten
weiter eintrüben“. Unterdessen soll zum Beispiel die Wirtschaft in Indien
Prognosen zufolge um -10,3 % schrumpfen. Ölexportierende Länder leiden
unter einem besonderen Handicap.
Anleihen
Wir halten an unseren bisherigen Allokationen im
Staatsanleihensegment fest und bevorzugen weiter hochwertige Unternehmensanleihen
aus Industrieländern sowie innerhalb unserer Allokation in den
Schwellenländern.
Wenngleich wir eine Komponente von Staatsanleihen
als Windschutz in Zeiten erhöhter Volatilität behalten haben, stehen wir dieser
Aktivaklasse generell zurückhaltend gegenüber, insbesondere in den USA und bei
längeren Laufzeiten. Meinungsumfragen zufolge könnten die Demokraten bei den
US-Wahlen den Sieg davontragen. Sollte das der Fall sein, könnte es ein
größeres Konjunkturpaket (rund 2 Billionen USD) geben als das, was unter
republikanischer Regie zu erwarten gewesen wäre, was wiederum die Zinsen in die
Höhe treiben könnte. Daher herrscht Marktkonsens darüber, dass jetzt
kurzlaufende Treasuries angesagt sind.
Angesichts der anhaltenden Unterstützung seitens
der Zentralbanken sympathisieren wir mit Unternehmensanleihen. Die EZB wird
voraussichtlich weiterhin Anleihen mit einem Volumen von bis zu 10 Milliarden
EUR pro Monat kaufen. Ökonomen gehen von der Ankündigung weiterer
Unterstützungsmaßnahmen im Dezember 2020 und von einer Verlängerung des
Notprogramms aus, das Ende 2021 auslaufen soll. In den USA steht der
Anleihenmarkt nun auf seinen eigenen Füßen und der Fed ist es gelungen, ihre
Anleihenkäufe herunterzufahren, indem sie nur einen Bruchteil ihres Pulvers verschießt.
Obwohl die Käufe der Fed weitgehend symbolischen Charakter haben, besteht die
Gefahr von Volatilität, wenn sie ihr Programm nicht über die bisherige Frist im
Dezember hinaus verlängert.
Hochzinsanleihen tendierten seitwärts. In Europa
sind die Ausfallraten gering, wenngleich sie leicht über denen in den USA
liegen (allerdings entfallen 80 % der Ausfälle auf den geplagten
Energiesektor). Wir gehen in dieser Anlageklasse selektiv vor und bevorzugen
Unternehmen, die sich nicht allzu viele Schulden aufgebürdet haben. Im Bereich
der Schwellenländeranleihen bilden Unternehmensanleihen weiterhin die
attraktivste Tranche.
Aktien
Beibehaltung der Übergewichtung in den USA und Umschichtung eines Teils
unseres europäischen Engagements nach China.
Trotz steigender Infektionszahlen waren die
US-Aktienmärkte bis in die letzte Oktoberwoche und nach der Korrektur vom
September stabil. Die Berichtssaison für das 3. Quartal ist besser als erwartet
(über 80 % der Unternehmen im S&P 500 meldeten überraschend
positive Zahlen), könnte aber immer noch die zweitschlechtesten Ergebnisse seit
der Finanzkrise 2008 hervorbringen, und die Prognosen bleiben unklar. Die USA
haben gute Aussichten, da sich die prominentesten Profiteure des Wachstums und
der „Stay-at-home“-Strategie in dieser Region befinden. Zugegebenermaßen hat
das seinen Preis, da Hoffnungen auf ein neues Konjunkturpaket für noch stärker
aufgeblähte Bewertungen sorgen. Damit stehen die Unternehmen vor der
Herausforderung, 2021 bei den Gewinnen auch liefern zu müssen. Die USA sind die einzige Region, bei der die
Analysten eine leicht positive Korrektur vorgenommen haben. Das legt sich
jedoch allmählich wieder, da sie mittlerweile etwas skeptischer werden. Darauf
achten wir sehr genau, insbesondere während der Veröffentlichung der
tatsächlichen Gewinne.
Da die Eurozone in fast jeder Hinsicht eine
Underperformance verzeichnet, haben wir unsere Untergewichtung noch weiter
erhöht und einen Teil unserer Positionen in chinesische Aktien umgeschichtet.
Zunehmende Reformen in China erweitern den Zugang für ausländische Investoren
und verbessern die Wachstumsaussichten, während Sektoren wie Technologie,
Gesundheitswesen und Konsumgüter die Renditen antreiben.
In Bezug auf den Anlagestil sprechen die längerfristig niedrigen
Zinssätze für Wachstums- und Qualitätswerte. Unter den Sektoren empfinden wir
das Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und IT als attraktiv, ebenso wie einige
Spätzykliker wie Grundstoffe und Versorgung, die starke Korrekturen erlebt
haben. Aufgrund der breiten Streuung bei der Performance ist selektives
Vorgehen von entscheidender Bedeutung und wir ziehen es daher weiterhin vor,
Titel mit der besten Performance innerhalb eines Sektors auszumachen, statt auf
den Sektor als Ganzes zu setzen.
Rohstoffe
Trotz der
kurzzeitigen Konsolidierung im September bleiben wir gegenüber Gold auf lange
Sicht positiv eingestellt. Gold-ETFs verzeichnen Mittelzuflüsse in Rekordhöhe,
und der Preis liegt im Aufwärtstrend – über seinem gleitenden
100-Tage-Durchschnitt. Höhere Inflationserwartungen leisten weiterhin
Unterstützung.
Öl schätzen wir
negativ ein. Auch wenn die Nachfrage in jüngster Zeit, angetrieben durch China,
wieder angezogen hat, wird der Rohstoff wahrscheinlich erneut unter Druck
geraten, sobald die Regierungen neue Einschränkungen ankündigen. Die zweite
Runde von Lockdowns hat auch die Flexibilität der OPEC eingeschränkt, das
Angebot zu lockern, was sie für Januar 2021 geplant hatte.
Fazit
In Japan gibt es fünfzig verschiedene Wörter für Regen. Genauso viele Geschwindigkeiten gibt es bei der Erholung, die sich auf der ganzen Welt vollzieht. Wir sind bestrebt, uns an Orten zu positionieren, die sich am besten behaupten – in den USA und China. In den kommenden Quartalen wird die Entwicklung der Wirtschaft weitgehend von der Fähigkeit der Länder abhängen, das Virus einzudämmen. Doch ob Regen oder Sonnenschein – ein gut diversifiziertes Portfolio aus hochwertigen Anlagen ist die beste Art, den Sturm zu überstehen, bis wieder ein blauer Himmel erstrahlt.
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