April 3, 2025
BILBoardBILBoard April 2025 – Zölle, Turbulenzen und taktische Verschiebungen
Geschrieben am 1. April
Das erste Quartal 2025 verlief alles andere als reibungslos. Die Marktvolatilität stieg an, die Aktienmärkte divergierten, Anleihen boten kaum Zuflucht, und die Anleger wurden daran erinnert, wie schnell sich die Stimmung ändern kann, wenn politische Unsicherheit auf geopolitische Spannungen trifft. In dieser Ausgabe des BILBoard geht es darum, wie wir das aktuelle Umfeld interpretieren und unsere Portfolios für die Zukunft positionieren.
Markt-Rekapitulation: Ein volatiles Quartal im Zeichen der Handelsspannungen
Bislang war das Jahr 2025 durch eine hohe Volatilität und bemerkenswerte Aktienrückgänge - insbesondere in den USA - gekennzeichnet. Im Mittelpunkt der Turbulenzen steht ein vertrautes Thema: die Unsicherheit im Handel.
Zölle, die oft ohne Vorwarnung eingeführt oder wieder aufgehoben werden, haben die Unvorhersehbarkeit für globale Unternehmen und Investoren erhöht. Die sich rasch entwickelnde politische Landschaft stellt die Unternehmen vor operative Herausforderungen und die US-Verbraucher - von denen viele nicht mehr über einen Pandemie-Sparpuffer verfügen - vor neue preisliche Herausforderungen.
Vor dem Hintergrund zunehmender Stagflationsängste in der größten Volkswirtschaft der Welt verzeichneten die US-Aktien den stärksten Quartalsrückgang seit fast drei Jahren. Der S&P 500 fiel um 4,6 %, während der Nasdaq um mehr als 10 % abrutschte.
Im Gegensatz dazu legten die europäischen Aktien um rund 5 % zu, begünstigt durch den Optimismus im Hinblick auf eine mögliche Lösung des Ukraine-Konflikts und die Ankündigung umfangreicher fiskalischer Ausgaben, was insbesondere Aktien aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung begünstigte.
Was die Aktien beflügelte, war für die Anleiheinvestoren äußerst schmerzhaft. Die Pläne für Verteidigungsausgaben in der gesamten EU (mit einem 800-Mrd.-Euro-Paket, das jetzt in Vorbereitung ist) und die finanzpolitische Wende in Deutschland übten einen starken Aufwärtsdruck auf die Renditen aus. Deutsche Staatsanleihen erlebten den schlimmsten Ausverkauf seit Jahrzehnten.
In einem Quartal, das mehr Fragen als Antworten aufwarf, stach ein Wert hervor: Gold. Als traditionell sicherer Hafen kletterte es auf 3.128 USD pro Feinunze und erreichte damit einen neuen Rekord.
Makroansicht: Verlangsamtes Wachstum, veränderte Politik
Die Wachstumsprognosen für die Eurozone bleiben gedämpft, wobei die Verteidigungsausgaben angesichts der Zeit, die der Ausbau der inländischen Rüstungsproduktion in Anspruch nehmen wird, wahrscheinlich keine unmittelbare Wirkung zeigen werden. Auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung senkte die EZB ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,1 auf 0,9 % und begründete dies mit der gestiegenen Unsicherheit. Gleichzeitig deutete sie an, dass sie sich dem Ende ihres Lockerungszyklus nähern könnte, da sich die Inflation abkühlt und die Regierungen sich darauf vorbereiten, die Geldhähne zu öffnen.
In den USA waren die weichen Daten zwar volatil, aber die harten Daten bleiben vorerst relativ stabil, und der Arbeitsmarkt zeigt immer noch eine gewisse Stärke. Die Auswirkungen der Zölle sind nach wie vor ungewiss, aber es wird weiterhin eine wachstumsfördernde Politik erwartet. Offizielle Stellen haben erklärt, dass die Einnahmen aus den Zöllen verwendet werden, um "die größte Steuersenkung in der amerikanischen Geschichte" zu gewähren, und andere unterstützende Maßnahmen stehen bevor, wie die jüngste Exekutivverordnung, die darauf abzielt, die amerikanische Produktion kritischer Mineralien wie Uran, Kupfer, Kali und Gold zu steigern. Die Fed rechnet in diesem Jahr mit einem langsameren Wachstum (1,7 %) und einer höheren Inflation (PCE bei 2,7 %), während ihr Dot-Plot weiterhin zwei weitere Zinssenkungen vor Ende 2025 anzeigt. Aggressive Handelszölle könnten diesen Weg ändern, wenn der Preisdruck weiter zunimmt.
In China werden die angekündigten Maßnahmen zur Ankurbelung des Verbrauchs bislang als unzureichend empfunden, um die Wirtschaft gegen die möglichen Auswirkungen der zunehmenden Handelsspannungen abzufedern.
Investitionsstrategie
Im Mittelpunkt unserer Anlagestrategie steht eine konsistente Philosophie: Wir bleiben bei unseren Überzeugungen und sind gleichzeitig flexibel genug, um uns an die Entwicklung der Märkte anzupassen.
Aktien
Erstens haben wir unsere Übergewichtung von US-Aktien beibehalten und unser Engagement sogar nach oben korrigiert, um unsere Zielgewichtung nach der Marktkorrektur beizubehalten. Nach mehreren Jahren ungewöhnlich niedriger Volatilität kann eine Rückkehr zu historischen Normen beunruhigend sein, bietet aber auch Chancen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Fundamentaldaten nach wie vor solide genug, um uns in unserer Haltung zu bestärken. Außerdem ist die Gewinnhürde für US-Unternehmen jetzt niedriger, und wir stellen fest, dass Unternehmensinsider die Aktien ihrer Firmen so schnell kaufen wie seit Juni nicht mehr. Wir stellen außerdem fest, dass sich unsere Ende letzten Jahres eingeleitete Absicherungsstrategie als vorteilhaft erwiesen hat, da sie am 20.März im Geld auslief, zu einem der bisherigen Jahrestiefststände des S&P 500.
Bei den europäischen Aktien haben wir nach der starken Performance die Gewinne mitgenommen und die Positionen auf unser neutrales Ziel reduziert, da wir der Meinung sind, dass ein Großteil der guten Nachrichten bereits eingepreist ist. Die Zölle sind eindeutig ein großer Überhang.
Im Rahmen unserer sektoralen Präferenzen haben wir die folgenden Aktualisierungen vorgenommen, um dem veränderten Umfeld Rechnung zu tragen:
- US-Basiskonsumgüter: Hochstufung auf Neutral
Unterstützt durch einen schwächeren USD und solide Erträge. Die Bewertungen sind attraktiv, obwohl die Handelsrisiken weiterhin ein Problem darstellen. - Europäische zyklische Konsumgüter: Hochstufung auf Neutral
Anzeichen für eine Erholung bei Luxusgütern und Automobilen, mit einer Verbesserung der Stimmung und der Wirtschaftsdaten. Ein gewisses Zollrisiko ist bereits eingepreist. - Europäische Kommunikationsdienste: Hochgestuft auf Positiv
Starker regulatorischer Rückenwind und geringere Abhängigkeit von Tarifen machen diese Aktien zu einer überzeugenden defensiven Anlage mit 5G und digitaler Infrastruktur als Wachstumstreiber. - Europäische Finanzwerte: Hochgestuft auf Positiv
Die Versteilerung der Renditekurve und die laufenden Aktienrückkäufe sorgen für starken Rückenwind. Trotz niedrigerer Dividendenrenditen bleibt der Sektor robust. - Europäische Industriewerte: Hochgestuft auf positiv
Getragen von sich verbessernden PMIs und staatlichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur - insbesondere in Deutschland. - Europäisches Gesundheitswesen: Herabstufung auf Neutral
Gewinnmitnahmen nach starker Performance. Zu den Gegenwindfaktoren gehören Währungsverschiebungen, politische Unsicherheit in den USA und Patentabläufe. - Europäische Immobilien: Herabstufung auf Neutral
Steigende Anleiherenditen und eine Marktverlagerung in Richtung Infrastruktur machen die kurzfristigen Aussichten schwierig. - Europäische Versorger: Auf Neutral herabgestuft
Der Trend zur Elektrifizierung bleibt positiv, aber die höheren Renditen stellen einen Gegenwind für diesen zinsempfindlichen Sektor dar.
Anleihen
Europäische Investment-Grade-Anleihen bilden weiterhin den Eckpfeiler unserer festverzinslichen Allokation. Dies erwies sich während der jüngsten Marktturbulenzen als vorteilhaft - während sich die Kreditspreads in den USA parallel zum Ausverkauf am Aktienmarkt ausweiteten, blieben die europäischen Spreads relativ stabil. Europäische Kredite weisen nach wie vor starke technische und fundamentale Merkmale auf. Mit Blick auf die Zukunft dürfte das Segment durch neue Pläne für Haushaltsausgaben unterstützt werden. Innerhalb des Investment-Grade-Segments sehen wir Finanz- und Unternehmensanleihen als die attraktivsten Nischen an.
Wir ergänzen dieses Engagement mit einer Portion Hochzinsanleihen, um die Erträge in den Portfolios zu steigern, wobei wir in Bezug auf das Kreditrisiko vorsichtig sind. In diesem Sinne bevorzugen wir den defensiveren Charakter der europäischen Hochzinsanleihen. In den USA sind die Anleihen besser positioniert als einfache Hochzinsanleihen.
In der Überzeugung, dass der Druck auf die europäischen Zinssätze aufgrund des neuen finanzpolitischen Kurses in der Eurozone anhalten könnte, reduzierten wir das Engagement in Staatsanleihen beim defensiven, niedrigen und mittleren Profil. Die Erlöse wurden in Schwellenländeranleihen (EMD) umgeschichtet. Wir bevorzugen Hartwährungsanleihen, die sich besser entwickelt haben, da sie von einer erheblichen Spread-Einengung und einem attraktiven Carry profitieren, insbesondere bei schwächeren Ländern. Durch die Erhöhung unseres Engagements in EMD erhöhen wir auch das Engagement in der US-Kurve. Da die Fed das Tempo ihrer Bilanzreduzierung verlangsamt, dürfte der Druck auf die Renditen von Staatsanleihen etwas nachlassen.
Abschließende Überlegungen
Es war zwar bekannt, dass Zölle zu den bevorzugten politischen Instrumenten von Präsident Trump gehören, doch die Art und Weise, in der die Handelsmaßnahmen nun eingeführt werden - oft abrupt und ohne Absprache - hat sowohl Verbündete als auch Gegner überrascht. Auch die Anleger wurden überrumpelt, nicht nur von den politischen Veränderungen selbst, sondern auch von der offensichtlichen Bereitschaft der Regierung, Marktschwankungen und sogar Risiken für das US-Wirtschaftswachstum zu tolerieren.
Der Ausverkauf im ersten Quartal spiegelt eine steigende Risikoprämie wider, da sich die Märkte auf dieses neue, weniger vorhersehbare Umfeld einstellen. Doch inmitten der Ungewissheit bleibt unser Fokus klar: Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Fundamentaldaten und stützen uns auf unsere Überzeugungen, während wir gleichzeitig agil und anpassungsfähig bleiben.
Von der Neugewichtung regionaler Aktienengagements und der Erhöhung unserer Allokation in Schwellenländeranleihen bis hin zur Verfeinerung unserer Sektorpositionen als Reaktion auf makroökonomische und politische Veränderungen navigieren wir auch im Jahr 2025 mit Wachsamkeit und Zuversicht - wir bleiben wachsam gegenüber Risiken, sind aber auch für Chancen sensibilisiert.
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